Der Sinn analoger Audiokomponenten im DAW-Studio
Betrachtet man die Art und Weise, wie digitale Audio-Workstations heute praktisch genutzt werden, so ist nicht zu übersehen, dass sich die von solchen Systemen abgedeckten Aufgabengebiete in den letzten Jahren kontinuierlich ausgedehnt haben. Aus dem früheren Harddisk-Recorder, einstmals lediglich als Ersatz für analoge oder digitale Mehrspur-Bandmaschinen gedacht, ist längst das viel zitierte 'Komplettstudio' geworden, das heute auch ohne zusätzliche DSP-Unterstützung mit Hilfe umfangreicher Softwarepakete zum Schnäppchenpreis praktisch alle Anwendungsgebiete aus dem Betriebsablauf eines Tonstudios abbildet. Dabei wurde der ursprüngliche, noch mit vergleichsweise wenigen Problemen behaftete Bereich der Aufzeichnung und Wiedergabe inzwischen um zahlreiche weitere Funktionen der Signalbearbeitung und -mischung ergänzt, die in der Digitalebene allerdings nicht ohne störende klangliche 'Nebenwirkungen' zu haben sind. Ausgangspunkt für diesen Beitrag, der sich mit den Schwachstellen der digitalen Audio-Signalverarbeitung und analogen Lösungsstrategien befasst, ist kein theoretisch 'herbeigeredetes' Krisen-Szenario - sondern vielmehr die ganz praktische Erfahrung des Autors, dass auf der Anwenderseite zunehmend Kritik an bestimmten klanglichen Eigenarten typischer digitaler Workstations zu hören ist.
Natürlich macht es in der heutigen Produktionswirklichkeit keinerlei Sinn, die DAW-Technologie insgesamt in Frage zu stellen und ernsthaft die Rückkehr zum guten alten 2"-Analogband zu fordern. Ganz abgesehen davon, dass kaum noch jemand dazu bereit wäre, die damit verbundenen Kosten zu tragen, kann und will der überwiegende Teil professioneller Anwender heute aus den verschiedensten Gründen nicht mehr auf seine Audio-Workstation verzichten. 'Pure' Analogtechnik auch auf der Aufzeichnungsseite hat heute nur noch nostalgischen Charakter - einige Liebhaber leisten sich den Luxus noch, aber für den durchschnittlichen Anwender scheidet diese Option sicherlich aus.
Man kann eine durchgängige Analogtechnik also nicht mehr als reale Alternative für den heutigen Produktionsalltag betrachten. Allerdings ist es sehr wohl sinnvoll, die prinzipbedingten Fehler digitaler Audiotechnologie und ihre möglichen klanglichen Konsequenzen einmal etwas genauer zu beleuchten und nach Lösungswegen zu suchen.
Wandlung
Um Schallereignisse in digitaler Form auf einer Festplatte speichern
zu können, muss das vom Mikrofon aufgenommene Analogsignal zunächst mit Hilfe eines A/D-Wandlers in die digitale Ebene überführt werden. Dabei wird der zeitliche Verlauf des Signals in einzelne Zeitfenster zerlegt. Der augenblickliche Spannungswert in jedem dieser Zeitfenster wird analysiert und in ein digitales Wort übersetzt, wobei die Breite des Wortes (die Anzahl der Bytes) über die Amplitudenauflösung und die Anzahl der Abtastzyklen pro Sekunde über die Frequenzauflösung entscheidet.
|