Die Funktion Fill ermöglicht es das unkompromierte Signal dem kompromierten Signal zuzumischen. Durch diese Funktion ist es möglich deutlich höhere Kompressionsraten zu fahren, da die dann unvermeidliche 'Beschädigung' der Transienten und der Signalstruktur durch das in geringem Anteil zugemischte Signal wieder verdeckt , 'gefüllt' , werden kann. Fill wirkt sich ebenfalls heilsam auf das Pump- und das Verzerrungsproblem aus. Bei fast jedem Programm lassen sich durch Fill mehr als 3 dB höhere Kompressionsraten realisieren.
Die unterschiedlichen Charakteristika der verschiedenen Gleichrichterversionen spielen nicht nur für das Regelverhalten eines Kompressors eine entscheidende Rolle sondern auch für die Verzerrungen bei niedrigen Frequenzen. In dieser Beziehung optimal ist ein RMS Gleichrichter mit langer Integrationszeit, dessen Ausgangssignal bereits eine sehr geringe Restwelligkeit aufweist, wodurch dieser Einfluß auf den Klirrgrad sehr gering bleibt. Durch eine optimierte Charakteristik der Rücklaufzeit läßt sich eine zusätzliche Verbesserung des Klirrfaktors erzielen. Leider sind die klanglichen Eigenschaften solcher RMS Kompressoren in 'Reinkultur' nicht optimal. Die Regelung ist hinsichtlich der Attackzeit immer träge und der reine Effektivwert produziert den typischen 'dicken' Klang geringer Variabilität, der einschlägig für dieses Prinzip bekannten Fabrikate. Besser ist es, die Charakteristik des Gleichrichters veränderbar zu machen. Dies kann man dadurch realisieren, dass man zwei Gleichrichter unterschiedlicher Charakteristik einbaut und dann mit einem 'Crest' Schalter ein für die jeweilige Anwendung günstiges Verhalten anwählbar macht. Hierbei ist der eine Gleichrichter ein Spitzenwertgleichrichter, während Gleichrichter zwei ein RMS Wandler ist. Man kann mit einer geeigneten Schaltungstechnik nicht nur von Peak auf RMS umschalten, sondern zusätzlich eine Reihe von Zwischenstufen wie 'langsameres Peak' und 'schnelles RMS' anwählbar machen. Mit einer solchen Einrichtung läßt sich durch Auswahl der geeigneten Gleichrichter-Charakteristik eine weitere Steigerung der Kompressionsrate erzielen. Crest steht hierbei für Crestfaktor. So bezeichnet man den sogenannten Scheitelfaktor einer Wellenform. Dieser Wert gibt das Verhältnis zwischen dem Spitzenwert und dem Effektivwert ener Schwingung an.
Nach für die jeweilige Mischung angepaßten Einstellungen dieser verschiedenen 'kleinen Helfer' zu Umschiffung der physikalischen Hürden, läßt sich durch die Überlagerung einer Langzeitregelung eine weitere Verbesserung erzielen. Das eigentliche, die Regelung bestimmende Zeitglied wird durch den Attack und den Release-Regler gesteuert. Dies ist zwangsläufig und automatisch eine Kurzzeitreglung, die 'hart' an der Hüllkurve des Signals bleibt. Mit einer erheblichen längeren Attackzeit läßt sich eine zweite Regelspannung aufbauen, die z. B. in der Art eines VU-Meters mit langer Rücklaufzeit auf längerfristige Änderungen reagiert und die Hüllkurve des Signals sehr grob nachbildet. Dies macht nur Sinn, wenn dieses Signal aus dem unkomprimierten Eingangssingal gewonnen wird, da logischerweise nur dort diese Änderungen auftreten. Das Verfahren ist also nur mit vorwärts-geregelten Kompressoren einfach realisierbar. Bezieht man dieses Signal in die Regelung ein, kann man eine Art 'Auflockerung' der Kompression erzielen, die der bearbeiteten Mischung eine höhere Natürlichkeit gibt. Dies muß allerding vorsichtig geschehen, da sonst ein Teil der mühsam erzeugten Lautheit wieder verloren gehen kann.
Insgesamt läßt sich durch alle Zusatzfunktionen zusammen mit praktisch jedem Programm eine Steigerung der Lautheit um mindestens 10 dB erreichen. Bei sorgfältiger Optimierung aller Parameter sind jedoch bis zu 15 dB möglich. Die so bearbeitetenden Signale klingen natürlich; haben nach wie vor praktisch unveränderte Einschwingvorgänge, die zusätzlich zur Natürlichkeit auch noch eine Art 'Pseudodynamik' erzeugen, da die Signalspitzen den Kompressor ungeregelt duchlaufen. Schaltet man einen so eingestellten Kompressor ein, verändert sich bei sorgfältiger Einstellung der Klangcharakter nicht; das Signal wird lediglich wessentlich lauter, ohne dass sich der Spitzenpegel erhöht.
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