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Die Verwendung von Kompressoren zur Steigerung der Lautheit
Autor: Gerd Jüngling - Copyright: Alle Rechte vorbehalten
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Ein weiteres Problem begrenzt die Erholzeit zu längeren Werten hin. Erfolgt die Aufregelung nicht schnell genug, wird dieser Regelvorgang als 'Hochpumpen' hörbar. Verantwortlich hierfür ist eine physiologische Eigenschaft des Gehörs, die Erholzeit. Das Ohr hat eine Erholzeit die bei etwa 300 msec für eine Pegeländerung von 60 dB liegt. Nach dem Abschalten eines lauten Tons braucht das Gehör ca. 0.3 Sekunden, bis es einen 60 Phon leiseren Ton überhaupt wahrnehmen kann. Die Beziehung ist zeitlinear zur logarithmischen Einheit Phon. Die tatsächliche Erholzeit hängt also vom Lautstärkeunterschiede hat und ist umso kürzer, je geringer dieser ist. Die Werte die sich der Hörphysiologie ergeben sind nicht direkt übertragbar auf die Verhältnisse beim Aufregelvorgang eines Kompressors. Stellt man einen Kompressionsgrad von 10 dB ein und verändert die Erholzeit von hohen Werten hin zu kleinen Werten, so wird der 'Pumpeffekt' im Bereich von etwa 0.3 sec nicht mehr hörbar. Die Zeit von 0.3 sec bezieht sich auf die bei uns übliche Definition für die Erholzeit als die Zeit, die für eine Aufregelung um 10 dB benötigt wird. Dies praktischen Ergebnisse sind nicht mit den hörphysiologischen Werten in Übereinstimmung zu bringen. Das liegt daran, dass die Versuchsreihen zur Ermittlung der Erholzeit einen völlig anderen Vorgang untersuchen, der nicht auf die Verhältnisse bei der Kompression übertragbar ist. Empirisch betrachtet hört der allergrößte Teil der Menschen keinen Pumpeffekt mehr, wenn die Aufregelung kürzer als ca. 0.3 Sekunden ist.

Diese Beschreibung ist etwas vergröbert; viele Abhängigkeiten sind nicht berücksichtigt. In der Praxis bedeuted dies, dass wir mit kürzeren Erholzeiten zwar ein dichteres, energiereicheres Signal erzeugen, diesen Effekt aber erst dann hören können, wenn das Gehör sich von einem lauteren Signal erholt hat. Ob und in wie weit dies aber wirklich stimmt läßt sich nicht eindeutig ermitteln, da es zu diesem Thema keine wissenschaftlich fundierten Untersuchungen gibt und man auf die eigenen Erfahrungen angewiesen ist. Bei einer Releasezeit, bei der der 'Pumpeffekt' nicht mehr hörbar ist, tritt bereits bei Frequenzen im Bereich des Grundtons einer Bass-Drum eine hörbare Verzerrung auf, wenn eine Komprimierung, die für eine angemessene Lautheitssteigerung erforderlich ist eingestellt wird. Wenn die Erholzeit gerinfügig höher als die Erholzeit des Gehörs ist, hören wir diesen Aufregelvorgang nicht mehr als Verdichtung mit dem Effekt größerer Lautheit sondern als 'Hochpumpen'. Dieser Effekt macht dann alle Bemührungen zunichte; eine solche Art der Kompression ist nicht brauchbar.

Fassen wir einmal zusammen. Wenn wir eine nennenswerte Steigerung der Lautheit erreichen wollen ohne die Natürlichkeit zu beeinflussen, dürfen wir keine Signalspitzen abregeln. Der Einschwingvorgang muß möglichst erhalten bleiben, da er für die Natürlichkeit von entscheidender Bedeutung ist. Statt dessen müssen wir mit einer möglichst kurzen Verzögerung nach einem Abfall der Amplitude des Signal hochregeln, wozu wir einen Kompressor mit sehr kurz eingestellter Erholzeit benötigen. Die Erholzeit kann aber nicht unendlich kurz sein, da sonst Verzerrungen bei niedrigen Frequenzen auftreten. Ist die Erholzeit jedoch länger wird 'Pumpen' hörbar.

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