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Die Einstellung der Rücklaufzeit von Kompressoren und Begrenzern
Autor: Gerd Jüngling - Copyright: Alle Rechte vorbehalten
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Ein gutes Verfahren zur Einstellung der Attackzeit eines Kompressors funktioniert wie folgt. Man stellt zunächst einen Threshold Wert ein, der 10 bis 15 dB unter dem mittleren Pegel liegt und wählt eine Ratio von 2 bis 3. Dann stellt man eine vorläufige Releasezeit im Bereich von 0.3 Sekunden ein. Für diese Einstellungen sollte der Attackregler auf einem mittleren Wert von z. B. 2 ms stehen. Dann dreht man den Attackregler auf den maximalen Wert, so dass zunächst fast keine Kompression mehr stattfindet. Nun verringert man die Attackzeit bis man zu einem klanglichen Ergebnis kommt, dass hinsichtlich der Verdichtung und der Erhaltung der Einschwingvorgänge einen guten Kompromiß für die jeweilige Zielsetzung darstellt. Für einen Begrenzer gilt diese Regel hier nicht, hier ist kürzeste mögliche Attackzeit die beste, es sei denn man verwendet den Limiter als Kompressor mit fest eingestellter, hoher Ratio.

Die Releasezeit

Die Releasezeit ist die Zeit, die ein Regelverstärker benötigt um beim Absinken des Pegel die Verstärkung wieder zu erhöhen. Auch hier existiert keine echte Normierung. Wir betrachten im Folgenden die Releasezeit analog zur Attackzeit als die Zeit für 10 dB Verstärkungsveränderung. Wäre die Releasezeit extrem schnell, würde jede Regelung erhebliche Verzerrungen des Nutzsignals hervorrufen, da bereits die Momentanwerte der Schwingung eine Regelung hervorrufen. Je niedriger die Frequenz ist, umso größer ist dieser Einfluss. Mit sinkender Frequenz erhöht sich die Periodendauer bei gleichbleibender Releasezeit. Eine kurze Releasezeit hat also im Bassbereich die Konsequenz, das der Kompressor in die Schwingung hineinregelt und Verzerrungen erzeugt. In Verbindung mit Frequenz und Regelhub ergibt sich physikalisch bedingt die Grenze für kurze Releasezeiten.

Macht man die Releasezeit sehr lang tritt dieses Problem in den Hintergrund. Allerdings findet dann auch nur noch eine sehr langsame Aufregelung statt. Eine wirksame Signalverdichtung ist auf diese Art und Weise nicht zu erreichen. Nach einer Signalspitze stellt sich der Kompressor auf die durch den Spitzenpegel und die Einstellung von Threshold und Ratio vorgegebene Verstärkung ein und fährt dann im Verlauf von mehreren Sekunden wieder hoch. Dieser Vorgang ist hörbar und eher peinlich als wirksam.

Für eine wirkungsvolle Verdichtung mit Erhöhung der Lautheit sind relativ kurze Releasezeiten erforderlich. Hier spielt die Erholzeit des menschlichen Gehörs eine große Rolle. Liegt die Releasezeit des Regelverstärkers unter der Releasezeit des Gehörs, ist die Aufregelung nicht hörbar sondern wirkt sich als Lautheitssteigerung aus. Ist die Releasezeit höher als die Erholzeit des Gehörs, wird der Aufregelvorgang hörbar, der Kompressor beginnt zu 'pumpen'. Damit stellt die Erholzeit des Gehörs die obere Grenze für eine sinnvolle Releasezeit dar. Fatalerweise liegt diese Zeit bei etwa 300 ms, mit geringen individuellen Unterschieden. Bei einer so kurzen Releasezeit finden unangenehmer Weise bereits Regelvorgänge im Schwingungsverlauf von Tiefbass-Signalen auf, die Verzerrungen mit sich bringen. Der Bereich der sinnvoll nutzbaren Releasezeiten ist damit sehr klein. Nach unten hin wird er durch die Verzerrungen im Bassbereich begrenzt, nach oben durch die Erholzeit des Gehörs. Dies wird in dem Moment zu einem echten Problem, wenn Basssignale mit hohem Hub komprimiert werden.

Eine wirkliche Lösung dieses Problems gibt es nicht. Durch verschiedene Hilfsschaltungen ist es allerdings möglich die Verzerrungen zu reduzieren bzw. den zur Verzerrung führenden Effekt abzumildern, z. B. durch dynamische Änderung der Releasezeit, die aber nur in sehr wenigen Regelverstärkern zu finden sind.

Die Probleme sind bei Kompressoren und bei Limitern identisch. Sowohl für die unhörbare Ausregelung von Signalspitzen beim Begrenzer wie auch für die Erhöhung der Lautheit bei der Kompression muß man einen Kompromiss zwischen Bassverzerrungen, Pumpen und Kompressionsgrad finden.

Der beste Weg hierzu ist es mit einer längeren Releasezeit zu beginnen und dann bis zu dem Punkt zu verringern, bei dem das Pumpen gerade verschwindet. Bei dieser Einstellung muß man dann abwägen, ob die Verzerrungen akzeptabel sind oder nicht. Ist dies nicht Fall muß man den Kompressionsgrad entweder durch einen höheren Threshold oder durch eine geringere Ratio veringern und das Spiel von neuem beginnen.

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