Pro Audio White Papers

Pro und Contra der Multiband Kompression beim Stereo Mastering
oder auch die Entstehung des V700 Bass Kompressors

Autor: Gerd Jüngling - Copyright: Alle Rechte vorbehalten
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Auf eine weitere Regelung zur kompletten oder regelbaren Trennung der Regelung der beiden Audiokanäle haben aus oben genannten Gründen verzichtet. Die Einsatzmöglichkeiten sind gering, jedoch ist die Realisierung mit einem erheblichen Aufwand verbunden. Wenn die getrennte Bearbeitung von M und S überzeugt Sinn für Effekte ergeben soll, müssen konsequenterweise auch alle Parameter separat eingestellt werden können. Dies ist aus Platzgründen beim Funktionsumfang des Gerätes nich möglich und würde in einem separaten 19-Zoll Gerät enden, was aber dem Sinn einen modularen Multiband Komporessor Baukastens nicht entspricht. Letztendllich wäre dies dann ein weiteres, anderes Gerät, das ausschließlich auf die Besonderheiten der MS Kompression eingeht.

Um trotzdem eine Möglichkeit für diesbezügliche Experimente zu geben, haben wir einen weiteren Regler eingebaut, mit dem man die Balance der Kompression des M oder des S Kanals verändert kann. In der Mittelstellung bewirkt dieser Regler keine Veränderung. Bei Drehung nach Links wird die Kompression im S Kanal kontinuierlich reduziert bis in der Endstellung keine Regelung mehr stattfindet. Bei Rechtsdrehung wird die Kompression in gleicher Art im S Kanal reduziert. Zwar sind die einzelnen Parameter wie Attack, Release und die Zusatzfunktionen auf diese Art und Weise nicht für jeden Kanal getrennt einstellbar, aber durch diesen Regler läßt sich de Facto die Ratio beider Kanäle ändern, während der Weight Regler eine Veränderung des Thresholds indirekt bewirkt.

Wir haben aber einen weiteren Leckerbissen eingebaut. In der Betriebsart M/S Mode liegt der Insert nicht in der Side Chain, wie beim Breitbandbetrieb sondern im MS Pfad. Damit wird der U786 als 'Abfallprodukt' zur Hin- und Rückmatrix zur Formatkonvertierung von Stereo links-rechts nach MS und wieder zurück nach links-rechts. Hierbei liegt der Insert vor dem Kompressor; der linke Kanal trägt das M Signal, der rechte Kanal das S Signal. Wer also möchte kann auf diese Art zwei getrennte Mono Kompressoren einschleifen und mit unabhängiger MS Kompression experimentieren.

Der eigentliche Kompressor

Der eigentliche Kompressorteil entspricht in vielen Punkten dem bewährtem Kompressor der Stereo Mastering Dynamik Einheit U796. Threshold, Crest Umschaltung, Knee Regelung, Fill und auch die Attack Einstellung wurden unverändert übernommen. Der 'Overeasy'-Bereich des Ratioregler ist hier nicht vorhanden; für die Anwendungen des U786 ist er wenig nutzbar. Dafür ist der Bereich des Ratio REgler feiner abgestuft.

Für den Einsatz als Bass-Kompressor verdient die Releasezeit Einstellung jedoch besonderes Augenmerk. Sie bestimmt den Verzerrungsgrad stark komprimierter Bässe und gleichzeitig das Pumpen das Kompressors. Ist die Releasezeit kurz, wird kein Pumpen hörbar, aber es besteht die Gefahr, das der Bassbereich verzerrt wird. Die Ursache liegt darin, dass die kurze Releasezeit die Verstärkung bereits im Verlauf der Schwingung des Nutzsignals, als des Basston, verändert - und dies hat zwangsläufig Verzerrungen zu Folge. Erhöht man die Releasezeit stößt man schnell auf eine hörphysiologische Grenze, die durch die Erholzeit des menschlichen Gehörs bestimmt wird. Ist die Releasezeit länger, so wird Pumpen hörbar. Die Erholzeit des Gehörs liegt bei 0.3 sec; der nutzbare Bereich für die Releasezeit ist sehr klein. Die Einstellung läuft auf einen Kompromiss zwischen erträglichen Verzerrungen und Pumpen heraus. Hier ergibt es Sinn einen hohen Aufwand zu betreiben.

 

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