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Während bei der Regelung der Basisbreite nur der Pegel des S-Signals verändert wird, ersetzt man bei der Regelung der Richtung das S Signal durch ein anderes Signal. Dies ist auf den ersten Blick etwas schwieriger zu verstehen, beruht aber natürlich auf den gleichen Prinzipien. Beginnen wir mit einem Beispiel, bei dem wir wieder ein Signal auf den linken Eingang legen, diesen dann aber auf dem rechten Ausgang wiederfinden möchten:
M = L + 0 und S = L - 0, also M = L und S = L
Nun modifizieren wir wieder S; diesmal aber nicht im Pegel, sondern wir ersetzen S durch -M, das durch einen Inverter in der Phase gedrehte M Signal.
L = M + S' = M + (-M) = L + (-L) = 0
R = M - S' = M - (-M) = L - (- L) = 2L
Wie wir sehen, erscheint nun der linke Eingangskanal auf dem rechten Ausgangskanal. Konstruiert man nun einen Regler, mit dem man das S Signal von M über S nach -M regeln kann, kann man das Stereosignal am Eingang beliebig über die Stereobasis verschieben. Im Gegensatz zu einem Pan-Pot oder einem Stereo-Balanceregler wird hier aber nicht nur einfach ein Kanal abgeregelt und in der Endstellung ausgeblendet. Vielmehr bleiben die Eingangssignale erhalten. Nur die Richtungsinformation verändert sich. Hierzu ein weiteres Beispiel. Wir legen nun ein Stereosignal an beide Eingänge und erhalten:
M = L + R und S = L - R
Nun ersetzten wir wieder das S-Signal durch das invertierte M-Signal:
L = M + S' = M + (-M) = (L + R) + (-L - R) = 0
R = M - S' = M - (-M) = (L + R) - (- L - R) = 2L + 2R
Wie wir sehen, erscheint ein Monosignal aus der Addition der beiden Eingangskanäle im rechten Ausgangskanal.
Logisch, dass sich ebenfalls die Basisbreite verändert, wenn wir mit der Richtung so weit aus der Mitte herausgehen, dass die Basisbreite nicht mehr 'passt'. Ist die Basisbreite 50 % und wir legen das Signal weit nach rechts, schieben wir zunächst die gesamte Breite 50 % nach rechts. Wenn wir nahe an 'nur Rechts' angelangt sind, verringert sich automatisch die Basisbreite bis in der Extremstellung Rechts ein Monosignal im rechten Ausgangskanal übrig bleibt.
Basisbreiten über 100 % sind möglich, wenn die innere Verstärkung des S-Signal größer als 1 wird. Das verstärkte S-Signal bewirkt dann, dass ein gegenphasiger Anteil von Rechts im linken Kanal erscheint und umgekehrt. Dadurch lässt sich die Basisbreite subjektiv über den Abstand der Lautsprecher hinaus verbreitern. Hiermit lassen sich interessante klangliche Effekte erzeugen, jedoch geht jede Verbreiterung der Basis auf Kosten der Monokompatibilität. Wird ein verbreitertes Signal in Mono abgehört, so löschen sich die gegenphasigen Anteile im linken und rechten Kanal natürlich aus. Eine Verbesserung der Monokompatibilität lässt sich durch einen elliptischen Equalizer erzielen, der im Text unter dem Link näher beschrieben wird. Übertreibt man die Verbreiterung, so werden natürlich auch die gegenphasigen Anteile in den beiden Kanälen immer größer. Irgendwann entsteht gehörmäßig in der Mitte ein 'Loch' und die verpolten Signale erzeugen einen unangenehmen Druck auf den Ohren. Setzt man diese Technik ein, muss man extrem vorsichtig vorgehen um eine Verbesserung zu erzielen, die nicht mit gravierenden Nachteilen erkauft wird. Ständige Kontrolle in Mono nach jeder Veränderung der Basisbreite ist unumgänglich notwendig. Für ein Mastering oder als Effekt im Summeninsert bei der Mischung ist jede Einstellung oberhalb von 150 % nicht zu brauchen. Anders ist das bei Aufnahmen mit Stereomikrophonen. Steht ein Stereo-Mikrophon weit vom Instrument entfernt, so ist natürlich die Basisbreite dieses Mikrophonsignals sehr klein. Hier können durchaus Basisbreiten-Einstellungen von über 200 % angemessen sein, um ein breites und tiefes Klangbild zu erzeugen. Durch die geringe Original-Basisbreite halten sich dann natürlich auch die Auslöschungen in Grenzen. Trotzdem ist auch bei dieser Anwendung die Kontrolle in Mono Pflicht.
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