Pro Audio White Papers

Der Kompressor in der Praxis
Autor: Gerd Jüngling - Copyright: Alle Rechte vorbehalten
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Diese Verhältnisse sind, wie gesagt, auf den Kompressor jedoch nicht übertragbar. Um eine Anpassung an das zu komprimierende Signal zu ermöglichen, müssen wir daher eine Möglichkeit haben, die Attackzeit zu beeinflussen. Dabei muss der Bereich dieses Reglers ausreichend groß sein, um alle für die Kompression sinnvollen Varianten die über eine Veränderung der Attackzeit möglich sind, abzudecken. Für eine schnelle Regelung wie bei einem Begrenzer muss die Zeit im Bereich von einigen 10 µsec liegen; hier stößt man schnell an konstruktive Grenzen. Mit vielen der einschlägigen Konstruktionsprinzipien sind diese Werte gar nicht erreichbar, weil die verwendeten Techniken, Bauteile und Verfahren viel zu träge reagieren. Verschiedene Vintage Geräte, die stolz die Bezeichnung Limiter tragen, tragen mit einer Einschwingzeit im Millisekunden-Bereich diesen Namen zu Unrecht. Für eine Begrenzung kann man Geräte mit solchen Einschwingzeiten nicht brauchen; vielmehr sind es Kompressoren, mit einer Kompressionskennlinie, die einem Limiter ähnlich ist. Bei einer Attackzeit in der Größenordnung von 20 bis 30 ms findet praktisch keine Regelung mehr statt. Der exakte Wert ist nicht bestimmbar, da er vom Einschwingvorgang des Audiosignals abhängig ist. Ein Regelbereich bis in diese Größenordnung ist in jedem Fall aber ausreichend. Attackzeiten von weniger als 1 ms sind für eine Kompression aus klanglicher Sicht kaum sinnvoll brauchbar. Bei einer Veränderung der Attackzeit im Bereich von ca. 1 ms bis zu etwas mehr als 10 ms finden erhebliche Veränderungen des Klangcharakters des komprimierten Signals statt. In diesem Bereich lässt sich auch meist die eine für die jeweilige Anwendung geeignete Einstellung finden. Hat ein Kompressor keine Regelmöglichkeit für die Attackzeit oder nur einen Schalter ‚Fast’-‚Slow’, verzichtet man auf eine der wichtigsten Gestaltungsmöglichkeiten klanglicher Aspekte der Kompression.

Sinkt der Pegel ab, so erfolgt ebenfalls leine Veränderung des Ausgangspegels in Nullzeit. Auch hier findet eine langsame Annäherung an den durch Threshold und Ratio bestimmten nun niedrigeren Eingangspegel statt. Dieser Vorgang wird auf deutsch als Erholzeit oder Rücklaufzeit bezeichnet; die englische Bezeichnung ist Release. Diese werden wir ab jetzt auch benutzen. Die Releasezeit ist anders als die Attackzeit nicht durch die Elektronik beschränkt. Es ist nicht schwierig sehr kurze wie auch sehr lange Releasezeiten zu realisieren. Allerdings wird die Releasezeit durch hörphysiologische und physikalische Effekte auf bestimmte Bereiche begrenzt. In jedem Fall benötigen wir einen Regler, um die Releasezeit den jeweiligen Erfordernissen anpassen zu können.

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